Überwintern im Wasser: Boot eisfrei halten

Dies ist ein ergänzender Artikel zu Überwinterung eines Bootes im Wasser.

Auch wenn Eis in der Regel nur kosmetische Schäden am Wasserpass verursacht, ist es trotzdem schöner, wenn es rund um das Boot eisfrei ist. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Es gibt Häfen, die eine Strömungsanlage haben und dadurch dafür sorgen, dass der ganze Hafen eisfrei bleibt.
  • Oder man baut sich selbst eine Strömungsanlage, bei der das Wasser rund um das Boot in Bewegung gehalten wird.
  • Schließlich kann man dafür sorgen, dass warmes Wasser aus der Tiefe hochgepumpt wird und damit verhindert, dass sich Eis bildet.

Die letzte Variante habe ich gewählt und ich möchte meine Lösung hier kurz vorstellen.

Warmes Wasser aus der Tiefe holen

Egal, wie kalt es an der Luft ist und wie viel Eis sich gebildet hat: unter dem Eis ist das Wasser immer relativ warm. Je nach Tiefe zwischen 0 und 4 Grad Plus. Man kann davon ausgehen, dass in 1,5 bis 2m Tiefe das Wasser zwischen 3 und 4 Grad warm ist.

Also liegt es nahe, dieses warme Wasser einfach aus der tieferen Region an die Oberfläche zu befördern, und schon kann sich an der Oberfläche kein Eis bilden.

Dafür ist keine komplizierte Konstruktion nötig: im Wesentlichen reicht eine handelsübliche Tauchpumpe, die unter dem Boot hängt und in regelmäßigen Abständen läuft.

Eine Tauchpumpe und was noch so nötig ist

Ich habe eine einfache Tauchpumpe von Einhell verwendet, die 270 Watt aufnimmt und knappe 7000 Liter pro Stunde fördert. Die Pumpe läuft mit 220V, Landstrom ist also notwendig. Hier gibt es die Pumpe bei Amazon. Es gibt auch stärkere Modelle, und natürlich auch Modelle von anderen Herstellern.

Der Schwimmschalter der Tauchpumpe sorgt dafür, dass sie einfach losläuft, wenn sie im Wasser ist. Damit die Pumpe also nicht durchgehend läuft und Strom verbraucht, kann man sie einfach mit einer Zeitschaltuhr koppeln. In welchem Abständen die Pumpe wie lange laufen muss, hängt von der Kälte ab – damit muss man ein wenig experimentieren. Ich lasse sie bisher alle 45 Minuten für 15 Minuten laufen, wenn es ernsthaft kalt wird, reicht das aber sicher nicht.

Wenn man die Tauchpumpe einfach an einem Seil in das Wasser hängt, wird sie sich unweigerlich drehen und winden wenn sie losläuft. Im Ergebnis verdreht sich das Kabel und die Pumpe pumpt irgendwohin, aber nicht von unten nach oben.

Also muss die Pumpe an einer Stange, Leiste o.ähnl. montiert sein, so dass die Pumpe sich nicht drehen kann. An jedem Ende der Stange knotet man dann ein Seil und lässt das eine Ende an Backbord und das andere Ende an Steuerbord hoch laufen.

Vorsicht bei Grundberührung

Ganz schlecht ist es, wenn die Pumpe Grundberührung hat. In der Regel ist der Hafengrund schlammig und modderig, so dass sich die Pumpe dann sofort zusetzt und keinerlei Wirkung mehr hat. Diese Grundberührung kann ja auch schon beim „einschwimmen“ unter das Boot passieren, wenn der Hafen – so wie bei mir – flach ist (in meinem Fall ist es nur 2m tief).

Daher habe ich noch einen „Abstandshalter“ unter die Pumpe montiert. Damit kann ich beim einschwimmen der Pumpe an den Seilenden spüren, wenn der Abstandshalter den Grund berührt, ich schütze aber die Pumpe selbst vor dem Grund.

Gewicht

Wenn Teile der Konstruktion – wie bei mir – aus Holz sind, muss noch ein Gewicht angebracht werden, damit die Pumpe im Wasser immer schön senkrecht liegt. Ich habe dafür einfach einen dicken Stein genommen.

Einschwimmen und Positionierung der Pumpe

Die Pumpe sollte vom Bug aus unter das Boot gezogen werden. Dabei immer darauf achten, dass beide Seilenden (an Backbord und Steuerbord) immer genau gleich lang sind, damit die Pumpe mittig unter dem Schiff positioniert ist. Dafür ist es hilfreich, vor dem Einschwimmen Markierungen an den Seilen anzubringen, an denen abgelesen werden kann, welche Länge des Seils bereits unter Wasser ist.

Ich empfehle, die Pumpe möglichst unter dem Maschinenraum bzw. den Seeventilen zu positionieren. So wärmt das hochgepumpte Wasser auch dort und verringert das Frostrisiko bei den Ventilen und der Maschine nochmals.

Bilder

So sieht meine Lösung aus:

eispumpe1

Die Pumpe ist an einem einfachen Aluprofil von 1m Länge befestigt. Die Holzkonstruktion ist der beschriebene Abstandshalter, um eine Grundberührung zu verhindert. Das Gewicht ist auf dem Bild noch nicht angebracht.
Hier noch eine Nahaufnahme:

eispumpe2

Hier ist zu sehen, dass ich mit günstigen Kunstoffrohren aus dem Baumarkt eine kleine Verteilung gebaut habe, so dass das Wasser auch an beiden Seiten des Bootes hochströmt.

Und hier noch ein Video zum Thema.

Kosten

Insgesamt ist dies eine sehr günstige Möglichkeit, um das Boot eisfrei zu halten. Eine Tauchpumpe bekommt man für unter 50 Euro, das sonstige Material kostet vielleicht noch mal 20 bis 30 Euro.
Je nach Hafen können dann noch Stromkosten anfallen – das ist bei einer Pumpe, die ca. 300 Watt leistet und nur in Zeitabständen läuft aber ebenfalls sehr übersichtlich.

Ergebnis

Nach einer Woche mit Temperaturen von -2° tagsüber bis -9° in der Nacht ist der Bereich mittschiffs, wo die Pumpe hängt, eisfrei. Im Maschinenraum ist eine Temperatur von ca. 1°. Die Pumpe läuft alle 45 Minuten für 15 Minuten, wenn die Kälte länger anhält werde ich die Laufzeiten erhöhen.
Am Vorschiff ist dickes Eis, achtern ist sehr dünnes Eis.

Also ist festzuhalten: das Prinzip funktioniert tadellos. Um das ganze Boot eisfrei zu halten wäre bei mir aber eine zweite Tauchpumpe notwendig.

Hier ein paar Bilder:

eis1

eis2

eis3

Update März 2013

Ich hatte im Winter die Rohrkonstruktion, die in den Fotos auf der Pumpe sitzt, entfernt. Die Rohre haben zu viel Widerstand erzeugt und die Pumpe hatte damit zu wenig Leistung gebracht.
Ohne diese Rohre hat die Pumpe besser funktioniert. Bei lang anhaltenden tiefen Temperaturen (Nachts um die -10 Grad) lief die Pumpe alle 30 Minuten für 15 Minuten, sonst alle 45 Minuten für 15 Minuten.

Das Ergebnis hat mich absolut überzeugt: mittschiffs bis achtern war das Boot immer eisfrei, am Bug war nur eine dünne Eisschicht. Das umgebende Wasser war nie unter 1,5°C kalt, im Maschinenraum hatte ich nie unter 0,8°C. Theoretisch hätte ich mir also sogar das Einwintern der Maschine sparen können.

An Bord lagerten noch Getränke in der Bilge – auch hier: keine Frostschäden.

Mein Fazit

Wenn das Boot im Winter im Wasser bleiben soll, und man nicht sowieso in einem Hafen mit einer Sprudelanlage liegt, ist eine Tauchpumpe eine sehr gute Lösung um

a) das Boot eisfrei zu halten

b) das Boot von unten zu wärmen, so dass kein Frost im Maschinenraum und in der Bilge ist

Ich werde die Pumpe nächstes mal wieder verwenden.

4 Kommentare zu “Überwintern im Wasser: Boot eisfrei halten

  1. mariner

    Hallo, das Eisfreihalten geht noch einfacher, und vor allem mit sehr viel weniger elektrischer Leistung: Man nehme eine elektrische Luftpumpe, wie sie etwa für ein Aquarium gebraucht wird (Leistung 5-10W). Die Pumpe steht an Bord, das Ende des Luftschlauches wird mit Gewicht beschwert und mittig unter dem Kiel plaziert. Die Luftblasen nehmen das warme Tiefenwasser (+4°) mit nach oben.
    Neben der Leistungs- und Kostenersparnis hat die Luftpumpe eine sehr viel längere Standzeit als die Wasserpumpe!
    Viele Grüße
    mariner

    1. Julian Buß

      bei mir war die Pumpe fast direkt unter dem Rumpf, also wenig Abstand. Wichtiger ist eher, dass die Pumpe in ausreichender Tiefe ist, da wo das „warme“ Wasser liegt. 1,5m Tiefe sollten funktionieren.

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