Von Hamburg nach Damp

Die MY Xenia wartet auf uns bei der Julius Grube Werft, nach dorthin haben wir verholt weil wir von dort direkt in die Elbe fahren können und nicht mehr schleusen müssen. Morgen soll es losgehen mit der Überführung nach Damp.

Der ursprüngliche Plan war:

  • Donnerstag (heute) Abend zum Boot fahren.
  • Freitag um 0730 bei Hochwasser los bis zum Störloch (bei Glückstadt).
  • Samstag dann weiter bis Brunsbüttel, dann schleusen, dann weiter bis Rendsburg.
  • Sonntag von Rendsburg bis Holtenau, dort schleusen, dann weiter nach Damp.

An sich ein guter Plan. Das hier ist aber doof:

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Eine Menge Wind ist da für Sonntag angesagt, und auch noch aus Nordost. Wellen mit über ein Meter. Alles machbar, aber muss das gleich beim ersten Törn des Jahres sein?

Also zurück zur Planung. Wie sieht es denn Samstag aus? So:

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Samstag tagsüber also deutlich weniger Wind und Welle. Da müsste man also nach Damp fahren. Aber wie sollen wir in zwei Tagen von Hamburg bis nach Damp kommen, zumal im Nord-Ostsee-Kanal als Sportboot ja nur tagsüber (d.h. wenn Licht ist) fahren darf?

Nach ein wenig puzzeln steht nun dieser neue Plan:

  • Donnerstag (heute) zum Boot.
  • Freitag um 0600 (1,5 Stunden vor Hochwasser) ablegen. Bis Brunsbüttel sind es 43sm, mit ablaufendem Wasser brauchen wir dafür höchstens 6,1 Stunden (bei 7 Knoten). Es wird eher noch schneller gehen, die Strömung wird uns eher auf 8 Knoten beschleunigen. ETA Brunsbüttel ist dann ca. 1200 (genau bei Niedrigwasser).
  • Dann schleusen, dafür rechne ich max 1,5 Stunden ein.
  • Nach dem Schleusen um spätestens 1330 weiter nach Rendsburg. Das sind noch mal 34sm. Im Kanal haben wir normale Marschfahrt von min. 6,3kn, dann brauchen wir 5,5 Stunden und sind um 1900 in Rendsburg.
  • Am Samstag dann um 0600 ablegen in Rendsburg. ETA Holtenau ist dann 0900 (18,5sm bei 6,3kn macht 3 Stunden).
  • Schleusen bis max. 1030, dann weiter nach Damp. ETA Damp wäre dann 1145 (16sm bei 6,3kn macht 2,6 Stunden).

Meine Familie vor die Wahl gestellt „entweder Seegang am Sonntag oder am Freitag 13 Stunden durchfahren“ haben sich alle für „durchfahren“ entschieden.

Jetzt muss das alles nur noch klappen.

Unterwegs, Höhe Blankenese

Wir haben plangemäß um 0600 abgelegt. Das Ablegemanöver war etwas hakelig, die Strömung hat uns an den Ponton gedrückt, schlussendlich kamen wir aber frei und konnten los.

Kurz nach der Werft kommt ein Sperrwerk mit eigentlich dicke ausreichender Durchfahrtshöhe. Dort stand der Pegel (der die momentane Durchfahrtshöhe angibt) auf 5m – ausreichend für uns, aber schon recht wenig.

Dann kamen die Elbbrücken. Dort stand der Pegel bei etwas über 4m. Zu wenig!

Normalerweise sind die Elbbrücken immer hoch genug… und nun? Warten, bis das Wasser wieder abläuft? Das hätte uns zwei Stunden gekosten.

Meine Frau hatte die rettende Idee: warum klappen wir nicht den Geräteträger? Ja, warum eigentlich nicht? Hab ich selbst nicht dran gedacht… gesagt, getan:

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So hat’s gepasst und wir konnten durch die Brücken fahren. Ein actionreicher Morgen also. Nach einem heißen Kaffee war die Kälte und Nässe, die wir bei der Aktion hatten, aber vergessen. Die Kinder haben dabei schön geschlafen und nix mitbekommen.

Nun sind wir auf Höhe Blankenese, es ist noch regnerisch und uns kommt ein Containerriesen nach dem anderen entgegen.

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Hügelig und Glück gehabt

So ab Mitte der Strecke bis Brunsbüttel wurde es zunehmend hügeliger, sprich: schaukeliger. Wir hatten nämlich Wind (um die 4 Bf, gar nicht so wenig) gegen den Strom. Da kann sich in kurzer Zeit eine ziemliche Welle aufbauen.

Und genau das ist passiert. Kurz vor Glückstadt stampfte das Boot gegen 1 Meter Welle an. Das war auszuhalten, keine Frage, aber erheblich mehr als ich gedacht hätte.

Ein wenig mehr wurde es auch noch. Regelmäßig ist der Bug eingetaucht und die Elbe spülte über das Vorschiff.

Einmal kam ein richtiger Kaventsmann, mindestens 1,5m und ein großer Schwall Wasser knallte aufs Vorschiff und umspülte die Fenster am Fahrstand (also in Höhe des Salons). Einen Augenblick lang haben wir nur noch braunes Wasser um uns herum gesehen. Der dramatische Effekt wurde noch gesteigert durch ein lautes Knallen – ein Werkzeugkasten, der auf dem Außenfahrstand lag, war eine Etage tiefer gefallen. Glücklicherweise habe ich bei den vordersten Fenstern dicke Plexiglasscheiben vor den eigentlichen Glasscheiben angebracht, solche Wellen können die Fenster dort also nicht eindrücken.

Danach habe ich dann den Autopiloten temporär vom Dienst suspendiert und habe selbst gesteuert. Bei hohen Wellen habe ich etwas Gas weggenommen, damit das Boot nicht so in die nachfolgende Welle rammt. Das ging ganz gut.

Bei Glückstadt haben wir uns eine Pause gegönnt und sind parallel durch einen kleinen Nebenarm der Elbe gefahren, wo mehr Landschutz war. Danach war das restliche Stück bis Brunsbüttel gut auszuhalten, auch dort war Landschutz gegeben.

Bei der Schleuse angekommen hatten wir ungewohntes Glück: sie stand offen und Sportboote durften rein. Wir sind gerade noch so als Letzte mit reingeschlüpft. Einem Segler, der zwei Minuten nach uns kam wurde das Tor vor der Nase zugemacht. Auf jeden Fall war ganz schön was los in der Schleuse.

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Im Kanal angekommen war es erstmal unspektakulär. Kein Seegang, wenig Grossschifffahrt… bis die Drehzahl der Backbord-Maschine auf einmal abfiel und sie nach ein paar Minuten dann ganz ausging.

Vor Jahren hätte mich das vermutlich erschreckt. Nun aber stellte ich schnell die Diagnose: Luft im Kraftstoffsystem oder Kraftstofffilter zugesetzt. Letzteres war der Fall, der Filter war schwarz vor Schmodder.

Es ist schon etwas her, dass ich die Filter geprüft hatte, und bei dem Seegang heute haben sich bestimmt Ablagerungen vom Boden der Tanks gelöst, sind ins Kraftstoffsystem gelangt und wurden dann vom Filter aufopferungsvoll gefiltert. Bis er so dicht war, das kein Diesel mehr durchkam.

Zum Glück haben wir zwei Maschinen, also konnten wir weiterfahren während ich den Filter mittels reinem Tastsinn (sehen kann man da nämlich nix) ausgebaut habe. Nach der Säuberung funktionierte der Filter dann einwandfrei und die Maschine lief wieder wie Bienchen.

Zur Sicherheit habe ich dann auch noch das Gleiche bei der Steuerbord-Maschine gemacht, auch deren Filter war ziemlich zugesetzt.

Nun cruisen wir gemütlich weiter nach Rendsburg, ETA ist 1745, locker eine Stunde vor Plan.

Fest in Rendsburg

Der erste Teil des Plans hat einwandfrei geklappt. Um 1759 haben wir in Rendsburg festgemacht, eine Stunde früher als geplant, weil wir so ein Glück mit der Schleuse hatten.

Sogar Diesel haben wir hier noch bekommen, in Rendsburg ist das nämlich immer relativ günstig (1,49 Euro). Nun haben wir wieder volle Tanks und zwei Kanister á 40 Liter zusätzlich.

Morgen gehts weiter nach Damp, die Vorhersage ist gar nicht so schlecht.
Statistik für heute: 81,5 Seemeilen in 12 Stunden, Durchschnittsgeschwindigkeit inklusive Schleuse 6,8 Knoten. Zu Essen gabs unterwegs Kartoffeln mit Quark, Hering und so weiter.

Ab Rendsburg um 0640

Heute sind wir einen Tick später los, erst um 0640 statt um 0600 – so grosse Eile haben wir nicht mehr.

Es ist kalt, 5 Grad zeigt das Thermometer. Draußen, versteht sich. Drinnen hatte ich die Heizung über Nacht runtergestellt, so dass wir 17 Grad hatten. Dafür ist es ein wunderschöner Morgen: strahlender Sonnenschein, leichter Frühnebel hier und da und kein Wind.

Das Barometer ist von gestern morgen bis heute morgen von 1014 auf 1029 rasant gestiegen – daher die Sonne und der ab heute Mittag zunehmende Wind. Jetzt aber ist es wie gesagt ruhig und ich bin zuversichtlich, dass wir entspannt nach Damp kommen. ETA ist ca. 1300.

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