Zwischenfazit nach drei Jahren mit dem Stahlverdränger-Boot auf der Ostsee

Unser altes Boot - die MY XENIA, eine Palma 40.
Unser altes Boot – die MY XENIA (Foto von 2011), eine Palma 40.

Im Juni 2013 haben wir unsere MY Xenia nun schon drei Jahre. Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen!

Hinweis: Dieser Artikel ist von 2013 und betrifft die ersten drei Jahre unserer Bootskarriere. Heute sind wir mit der JULIUS unterwegs – einem deutlich anderen Boot.

Vorgeschichte

Ich selbst kenne Boote und den Wassersport von kleinauf, hauptsächlich als Segler. In meiner gesamten Kindheit sind wir immer mit dem eigenen Segelboot auf dem Wasser gewesen und haben die allerschönsten Urlaube auf der Ostsee verbracht.

Als Erwachsener habe ich dann mit meiner Frau Boote jeweils für einen Urlaub gechartert, zuerst in Irland. Weil es in Irland nichts anderes gibt, und meine Frau bis dahin keinerlei Bezug zum Wassersport hatte, waren das immer Motorboote. Es folgten noch ein Charterurlaub in Holland, ebenfalls mit einem Motorboot.

Der Traum war jedoch, mit einem eigenen Boot meiner Familie (und vor allen den Kindern) das bieten zu können, was ich in meiner Kindheit genossen habe. Als die Möglichkeit da war, habe ich dann vor drei Jahren die MY Xenia gekauft.

Mehr zu den Gründen, warum es ein Motorboot wurde, kannst Du hier lesen: Warum ein Motorboot und kein Segelboot?

Das Boot – ein guter Kauf?

Als wir die Xenia gekauft haben, war sie 35 Jahre alt. Für ein Boot kann das ein hohes Alter sein, oder auch so gut wie nichts – je nachdem, wie es gepflegt wurde. Gerade Stahlboote können bei entsprechender Pflege problemlos über 100 Jahre alt werden.

Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass ich beim Kauf vor drei Jahren praktisch keine Ahnung davon hatte, wie man den Zustand eines Bootes beurteilt. Trotzdem habe ich damals nach bestem Wissen und Gewissen alles geprüft und angeguckt. Ich hatte mir eine sehr ausführliche Checkliste überlegt, die bei jeder Bootsbesichtigung – und auch bei der Xenia – abgearbeitet wurde. Grundsätzlich hatte ich ja damals schon eine hohe Affinität zu Booten und auch etwas Erfahrung (siehe Vorgeschichte). Außerdem hatte mein Bruder, der eine ähnliche Sozialisation als Segler erfahren hat, ebenfalls einen Blick auf die Xenia geworfen.

Schäden am Unterwasserschiff - leider erst nach dem Kauf festgestellt.
Schäden am Unterwasserschiff – leider erst nach dem Kauf festgestellt.

Aber trotz aller Sorgfalt – letzlich hatte ich wie gesagt wenig Ahnung vom Kauf eines Bootes, und schon gar nicht von einem Stahlboot. Denn über die Jahre habe ich hier und da einige versteckte Ecken entdeckt, wo der Stahl durchaus etwas angegriffen ist. Glücklicherweise nicht dramatisch und mit dem heutigen Wissen gut in den Griff zu bekommen, wäre aber trotzdem gut gewesen, diese Stellen schon beim Kauf zu untersuchen.

Die technische Ausstattung der Xenia war vor drei Jahren soweit in Ordnung, aber auf die Bedürfnisse eines älteren Herren ausgelegt, der mit dem Boot nur noch ab- und zu mal zum Angeln gefahren ist.
Wir jedoch sind eine vierköpfige Familie, die wochenlang Urlaub auf der Xenia verbringen. Unsere Anforderungen sind also ganz andere. Dazu kommt, dass einige Ausstattungsdetails verschlissen und entweder optisch nicht mehr ansprechend oder unbrauchbar geworden waren.

Am Fahrstand innen waren viele Umbauten und Investitionen nötig.
Am Fahrstand innen waren viele Umbauten und Investitionen nötig.

Daraus hat sich ergeben, dass ich viel, sehr viel Arbeit und spürbar mehr Geld als geplant in den letzten drei Jahren in die Xenia investiert habe.
Man sagt ja, dass man üblicherweise ungefähr 20% des Kaufpreises direkt nach dem Kauf investiert. Das hat bei mir definitiv nicht gereicht. Und wenn ich nicht entdeckt hätte, dass ich doch einiges handwerkliches Geschick habe und daher sehr viele Arbeiten selbst machen konnte, wäre es noch viel mehr gewesen.

Nichtsdestotrotz muss ich festhalten, dass die Grundsubstanz der Xenia gut war. Die Hülle ist größtenteils sehr gepflegt und rostfrei, wie gesagt von kleineren Stellen abgesehen. Die elementare Technik funktioniert einwandfrei (Steuerung, Echolot, Kompass, Druckwassersystem etc.), und die Maschinen arbeiten bisher auch ohne Probleme.

Ein Problem war jedoch – wie so oft auf alten Booten – die Elektrik. Der Vorbesitzer hat viele Arbeiten sehr gut gemacht, die Elektrik war doch in einem relativ schlechten Zustand: wirr verlegte Kabel ohne jede Beschriftung, keinerlei Dokumentation, falsch verwendete Kabelfarben, teilweise ungeeigente Kabel und so weiter. Es war viel Arbeit, alleine diesen Bereich zu verstehen und in einen betriebssicheren Zustand zu versetzen.

Wie viel Arbeit macht das Boot?

Wie hoch war nun der bisherige Arbeitseinsatz? Das ist schwer zu sagen. In den Wintern habe ich jede Möglichkeit genutzt, um am Boot zu arbeiten. Während der Sommer habe ich nur kleinere Arbeiten gemacht. Es ist schwer, das zu quantifizieren. Ich schätze den Arbeitseinsatz im Winter aber auf durchschnittlich 10 Stunden pro Wochenende über 5 Monate.

Dabei waren eine Reihe von Arbeiten notwendig – aber sicher gab es auch viele Arbeiten, die „nur“ der Schönheit dienten oder den Komfort erhöht haben.
Hier mal eine Auswahl der größeren Maßnahmen:

  • Unterwasserschiff – abtragen der alten Beschichtung bis auf den blanken Stahl und Neubeschichtung (insgesamt 9 Schichten)
  • Überholung der Elektrik – Ist-Aufnahme, Austausch von Kabeln, Beschriftung, Änderung von Schaltungen, neue Sicherheitssysteme etc.
  • Neu-Verlegung des gesamten 220V Systems – neuer Landanschluss, Sicherungen, Schutzschalter, neue Kabel im Boot (durch einen Fachmann)
  • neue Batterien für 12V Verbraucher, Startbatterien und 24V System
  • Kühlbox zusätzlich zum Kühlschrank
  • neue Matratzen und neue Polster
  • teilweise neuer Bodenbelag
  • viele Lackarbeiten, Aufarbeitung von Holzteilen
  • unzählige Details der Inneneinrichtung geändert
  • neues Schlauchboot und Außenborder
  • neue Sitze für Steuermann und Beifahrer
  • neuer Sitz und Steuerrad am Außensteuerstand
  • Renovierung des Achterdecks
  • Navigation via GPS und Computer
  • NMEA0183 Netz mit Anzeigegerät am Außensteuerstand (vorher war dort keinerlei Navigation vorhanden)
  • Installation einer Funkanlage
  • Ergänzung von Sicherheitsausrüstung wie Feuerlöscher, Signalmittel, Rettungswesten, Treibanker etc.
  • neues Steuerpult, diverse neue Geräte
  • neue Heizung, Isolierung aller Warmluftrohre

wie gesagt, das ist nur eine Auswahl, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Aber trotz aller Arbeit und all dem Geld, was ich zusätzlich in die Xenia investiert habe – wenn ich mir den Gebrauchtmarkt anschaue, so würde ich auch heute für den damaligen Kaufpreis kein besseres Boot finden.
Also: ja, es war ein guter Kauf.

Mit dem Motorboot auf der Ostsee

Auf der Ostsee sind Segler natürlich in der absoluten Mehrheit, und dann gibt es noch einige schnelle Kunststoff-Motorboote (Gleiter oder Halbgleiter). Stahlverdränger wie die Xenia sind nur selten zu sehen.
Die meisten Stahlverdränger sind auch tatsächlich mehr für den Binnenbereich ausgelegt, und die Eigner trauen sich nicht so recht auf die „große“, offene Ostsee.

Wir allerdings hatten in den drei Jahren keine Probleme, und wir waren nicht nur bei Schönwetter und Null Wind unterwegs. Natürlich rollt ein Motorboot wie die Xenia bei seitlichen Wellen sehr unangenehm, aber bei See von vorne oder achtern kann man auch bei 5 oder 6 Windstärken unterwegs sein. Natürlich ist weniger Wind angenehmer! Aber dass so ein Boot überhaupt nicht auf die Ostsee gehört, wie wir von einigen selbsternannten Experten gehört haben, ist schlicht falsch.

Vielmehr ist es so, dass man natürlich auf die Windvorhersage achten muss. Alles so um die 3 bis 4 Beaufort ist überhaupt kein Problem. Mehr Wind geht, aber nicht seitlich – im Zweifel muss man kreuzen (seitlich würde das Boot sicher auch aushalten, aber die Besatzung nicht).

Aber ist das im Segelboot anders? Bei Ost 6 von Damp nach Marstal stampft und schaukelt auch ein Segler ganz erheblich, nur bei seitlichem Seegang hat der Segler durch das stabilisierende Segel große Vorteile.

In den drei Jahren gab es eine handvoll Situationen, wo wir Respekt vor der See und dem Wetter hatten, die Xenia hat uns aber nie im Stich gelassen und rückblickend betrachtet bin ich sicher, dass das Boot auch noch viel mehr abkann. So waren wir zum Beispiel einmal auf dem Weg nach Marstal bei immer stärker werdendem Wind, später zwischen 6 und 7 Beaufort. Das war dann schon sportlich, die Wellen kamen von achtern und unser 14 Tonnen Boot ist die Wellen runtergesurft. Da musste ich mich konzentrieren, aber keiner von uns hatte Angst, dass das Boot das nicht aushält.

Hervorzuheben ist, dass so ein Motorboot wie die Xenia eine Menge Vorteile hat: das Wetter macht uns generell nichts aus. Regen und Kälte sind egal, wir können von drinnen steuern, wo es warm und trocken ist. Törns von 12 Stunden und mehr sind überhaupt kein Problem, wir kommen entspannt, satt und zufrieden am Ziel an, denn wir können auch unterwegs alles machen, was wir sonst auch im Hafen können: kochen, heizen, lesen, spielen, schlafen – das alles ohne Lage und immer im Trockenen.

Schließlich sorgt der relativ geringe Tiefgang von 1,2m dafür, dass wir in Bereiche vorstoßen können, wo viele Segler nicht hinkommen. Z.B. in flache Ankerbuchten oder durch Passagen wie den Guldborg Sund.

Wunderschöne Orte haben wir in der Ostsee entdeckt.
Wunderschöne Orte haben wir in der Ostsee entdeckt.

Wir sind glücklich auf der Ostsee und es gibt viele Ziele, die wir noch ansteuern wollen. Wichtig ist nur, dass man die Grenzen von seinem Boot und seiner Besatzung kennt, dann ist auch die Ostsee überhaupt kein Problem.

(Wo wir bisher so waren? Auf den Tracks, die auch Segler so machen – Rund Fünen, Kopenhagen, dänische Südsee etc.)

Wie findet es die Familie?

Mein Eindruck ist, dass meine Familie den Kauf der Xenia ebenfalls nicht bereut. Die Zeiten auf dem Boot sind immer sehr schön und erholsam – frei, ungezwungen und völlig fernab des Alltags. Mit der Ankunft auf dem Boot taucht man quasi in ein anderes Leben ab, und selbst, wenn es nur für ein Wochenende ist.

Die Kinder erleben und lernen sehr, sehr viel: paddeln mit dem Schlauchboot, einsame Ankerplätze mit viel Natur, tolle Städte, abendliche Lagerfeuer, baden & buddeln nach belieben, An- und Ablegemanöver, Navigation, Karten lesen und so weiter. Als Kind mit dem Boot unterwegs zu sein bedeutet Abenteuer, neue Entdeckungen, Freiheit und sich selbst immer wieder neu zu beweisen. So war als bei mir als Kind, und so scheint es auch meinen Kindern zu gehen.

Der Preis dafür ist, dass es auch mal rauhere Passagen mit Schaukelei gibt. Das findet meine Familie dann nicht so toll, wird aber auch schnell wieder vergessen. Und insgesamt schaffen wir es ziemlich gut, passendes Wetter mit mäßigem Wind abzupassen, so dass die allermeisten Passagen ruhig und entspannt sind.

Zwischenfazit

Das Zwischenfazit nach drei Jahren Stahlverdränger-Boot auf der Ostsee ist positiv.

Streng ökonomisch betrachtet ist so ein Boot unsinnig: immer wieder Geld, das investiert werden muss, und wirklich viel Arbeit.
Aber: die Arbeit am Boot ist mittlerweile mein Hobby geworden und zählt daher nur manchmal als Belastung. Viel öfter dient diese handwerkliche Arbeit, um Abstand vom Beruf zu bekommen (der in meinem Fall überhaupt nicht handwerklich ist), und es befriedigt schon sehr, wenn ich am Boot wieder mal etwas verschönert oder eine schwierige Aufgabe gelöst habe.

Perfekter Abend in einer traumhaften Ankerbucht (hier Aeroskøbing).
Perfekter Abend in einer traumhaften Ankerbucht (hier Aeroskøbing).

Vor allem aber ist es aus meiner Sicht mit nichts aufzuwiegen, mit der Familie im Boot unterwegs zu sein. Jeden Tag Neues zu entdecken, Freiheit zu erleben und auch mal schwierige Aufgaben (schlechtes Wetter, schwierige Manöver etc.) gemeinsam zu bestehen. Dafür lohnen sich all die Mühen.

11 Kommentare zu “Zwischenfazit nach drei Jahren mit dem Stahlverdränger-Boot auf der Ostsee

  1. Hans

    wenn es um das Leben an Bord geht, vor allem in höherem Alter, ist ein großer Verdränger eine aus meiner Sicht gute Wahl.
    Wer will sich noch mit anstrengender Segelbedienung, schräge Lage und Enge abgeben?
    Allerdings gibt es ja heute bequeme Segelvorrichtungen (Roll, layz Bags, elektr. Fallwinschen, ect), die das erleichtern, aber vor allem ein Katamaran wäre meine Alternative.

  2. Ralf Wenzel

    Ich mache gerade meine Sportbootführerscheine (als Spätberufener, ich bin über 40) und stelle fest, dass MoBo-Fahren einfacher und bequemer ist und mir zudem Fähigkeiten von denen fehlen, die auf dem Wasser aufgewachsen sind: Die sehen vor sich auf dem Wasser, ob gleich Wind kommt oder nicht. Von sowas bin ich tief beeindruckt.

    Auf der anderen Seite frage ich mich, ob eine längere Tour mit dem MoBo nicht auch ziemlich langweilig ist, denn im Grunde ist das wie eine lange Tour mit dem Wohnmobil, oder? Wo fährt man denn hin mit einem MoBo? Beim Segeln ist der Weg das Ziel, man segelt ja nicht, um irgendwo hinzukommen, sondern weil man segeln will.
    Über eine Schilderung deiner diesbezüglichen Erfahrungen würde ich mich sehr freuen….

    1. Julian Buß

      Hallo Ralf,
      auch auf dem Mobo hat man unterwegs zu tun, allerdings natürlich nicht so viel wie auf einem Segler.
      Aber man muss auch auf Seezeichen achten, den Verkehr beobachten, Beitriebszustände überwachen und – wenn man keinen Autopiloten hat – Ruder gehen.
      Bei Regen und Nebel ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt, und bei Wind muss man auf den Seegang achten.

      Also, ich finde es nicht langweilig. Im Gegenteil installiere ich mir jetzt sogar noch einen Autopiloten, damit wir auf langen Törns nicht mehr Ruder gehen müssen – das kann nach ein paar Stunden, gerade auch bei Seegang, schon nervig sein.

      Auch bei bestem Wetter, Autopiloten und null Verkehr würde ich das den Törn niemals als langweilig empfinden – vielmehr ist es sehr schön, einfach vom Boot und dem Autopiloten über das Wasser geschippert zu werden, einfach mal Zeit zu haben und die See zu genießen.
      Und wo fährt man hin mit einem Mobo? Das ist sehr einfach: wo immer man Lust hat, hinzufahren 🙂

      Gerade auf der Ostsee gibt es so viele schöne Ziele, nah und fern – da ist man Jahre beschäftigt, alles auszukundschaften. Und mit einem Mobo hat man dann ja sogar noch – im Gegensatz zum Segler – die Möglichkeit, auch Binnen zu fahren.

      Das schöne am Boot ist ja, dass man einfach fahren kann wann und wohin man will. Und man fast immer sogar halt machen, wo man will, auch ohne Hafen. Wenn es irgendwo schön und geschützt ist, einfach Anker raus und fertig.

  3. Werner Hense

    Sind schon toll, deine Berichte, und machen immer mehr Mut, etwas mehr zu wagen. Wir haben vor drei Jahren einen Fischkutter (Holz) angefangen umzubauen und machen nur die Nordsee unsicher. Wollen aber 2018 in die Ostsee. Dazu waren auch deine Videos sehr hilfreich. Also, weiter berichten.

      1. Wolfgang

        Hallo,
        die Kommentare von Julian finde einfach super! Sie machen einem Mut auch im Alter, dass Abenteuer MoBo zu erleben. Wir sind gerade dabei uns ein einen Verdränger zu zulegen aber was man da alles geboten bekommt, man könnte die Lust verlieren. Aber solche Beiträge machen einem wieder Mut und man kann es gar nicht abwarten
        in die neue Saison zu starten. Unser Ziel ist auch die Ostsee unser Liegeplatz ist in der Schlei !
        Gerne würde ich weitere Kommentare von Julian lesen-ersollte mal ein Buch schreiben!
        Viele grüße aus Lindaunis
        Wolfgang

  4. Jürgen Schüler

    Hallo Julian.

    Als Du diesen Artikel erstmals veröffentlicht hast hatten wir unser Boot gerade die zweite Saison. Wir waren noch Neulinge, sowohl auf dem Wasser, als auch was die Instandhaltung eines alten Motorbootes (damals 35 Jahre) betraf. Deine Artikel haben uns seitdem immer begleitet.

    Wir wissen seitdem auch, wie es ist, wenn einem die Wellen trotz 33 Fuß Bootslänge einen anderen Kurs aufzwingen, weil das Boot derartig rollt, dass von Urlaubsgefühl keine Rede mehr sein kann. Von wegen „Motorbootfahren ist doch ganz einfach: Motor an und los!“. Das mag ab einer gewissen Größe begrenzt richtig sein, aber sicherlich nicht für Boote in der für uns erschwinglichen Art. Gerade die Ostsee hält viele unangenehme Wasserbedingungen für Motorbootfahrer bereit. Nicht selten habe ich seufzend den Seglern zugeschaut, wie sie zügig die steilen Wellen durchschnitten, kräftig stabilisiert durch das vom Wind geblähten Segel, während ich in einer hackigen Kreuzsee einen Kurs suchte, der einen halbwegs erträglichen Kompromiss zwischen Rollen, Stampfen und gewünschtem Ziel darstellte. Mit 6,5 Tonnen und 7-8 Knoten ist das Bootsleben nur bei optimalem Wetter wirklich so easy, wie viele Segler es zu glauben scheinen.

    Überhaupt: Segler: Wir hatten in den Häfen und Marinas viele gute Gespräche mit benachbarten Seglern, die nicht selten überrascht waren, dass Motorbootfahren nicht unbedingt viel einfacher, aber in vielerlei Hinsicht vor allem ganz schön anders ist, als Segeln. Auf der anderen Seite habe ich sehr gern den Erzählungen der Segler gelauscht (gedanklich auch mal um eine gewisse Menge seemännischem Garnes bereinigt) und von ihnen gelernt. Es war schön, Teil einer gewissen „Völkerverständigung“ sein zu können.

    Überhaupt ist es schön, ein Motorboot zu fahren, das, wohl aufgrund seines 70er Jahre „yesterday“-Designs und eher gemächlichen Gangart, von vielen Seglern nicht spontan als „Joghurtbecher“ oder „Motorbratze“ abgetan, sondern mit echtem Interesse bedacht wird. Wir freuen uns uns auf die neue Saison und nette Kontakte abseits von Genregrenzen- und Klischees. Dein Blog wird ganz sicher auch mit dabei sein.

    Viele Grüße
    Jürgen

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